Felix Freundorfer

Ein ganz normaler Schulmorgen im Februar 2017: Felix Freundorfer, 12 Jahre alt, sitzt um kurz vor acht Uhr in der Realschule Plattling in Niederbayern an seinem Platz und wartet wie seine Mitschüler auf den Lehrer. 1. Stunde Deutsch, Felix hat Bücher und Hefte aus dem Schulranzen geholt, schaut zur Tafel und zu den anderen Kindern, die vor ihm sitzen.

Da passiert es, wie aus dem Nichts: Sophie (*Name geändert) steht plötzlich auf, hält ein spitzes Küchenmesser in der Hand, geht zu Leonie (*N.g.) und rammt ihr das Messer in den Rücken. Es ist eine Szene wie aus einem schlechten Film, unwirklich und unfassbar. Die Mitschüler sind in Schockstarre, unfähig etwas zu tun – bis auf einen: Felix. Er springt auf, reißt Sophie das Messer aus der Hand, drängt sie weg und ruft nach Hilfe. „Ich habe nicht nachgedacht, ich habe es einfach gemacht“, sagt der 12-Jährige. Danach geht alles ganz schnell. Auch andere Kinder laufen los, sofort ist ein Lehrer da und kümmert sich um die verletzte Leonie. Sie wird am rechten Lungenflügel verletzt, eine absolut lebensgefährliche Situation. Die Polizei sagt später, Sophie hätte auf jeden losgehen können. Das Mädchen kommt in die Psychiatrie.

Felix hat seit diesem Morgen im Februar viel erlebt. Die Medien berichteten über ihn, und er erhielt zahlreiche Belobigungen, darunter auch eine große Auszeichnung. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann verlieh dem Jungen die Courage-Medaille für Zivilcourage und fand anerkennende Worte. So viel Mut in so jungen Jahren sei außergewöhnich. Felix sei es zu verdanken, dass nicht noch mehr passiert ist. „Respekt“, so Herrmann, „Deine Eltern können wirklich stolz auf Dich sein“.

Dass Felix und seine Mitschüler den schrecklichen Vorfall nicht so einfach weggesteckt haben, muss eigentlich nicht extra erwähnt werden. Die ganze Klasse war aufgewühlt, viele weinten, sprachen immer wieder über den Morgen im Februar. Schulpsychologen halfen den Kindern, das Erlebte zu verarbeiten. Leonie geht es inzwischen wieder gut, sie ist zurück in der Klasse. Und Felix ist viel zu bescheiden, um als „Held“ dastehen zu wollen. Er hat gehandelt, entschlossen und selbstverständlich. Der Innenminister hatte für Felix noch eine besondere Überraschung parat: einen Besuch bei der Hubschrauberstaffel der Bayerischen Polizei. Denn Felix weiß mit seinen 12 Jahren schon ganz genau, was er beruflich mal machen möchte: Polizist werden, das ist sein Traum. Bis es soweit ist, macht er die ganz normalen Dinge, die ein Junge so macht: mit Freunden treffen, fußballspielen, radfahren – und dem FC Bayern die Daumen drücken, denn das ist „sein“ Verein.