Burkan Ilhan
Am Samstag, den 17.01.2015 räumt der damals 22-jährige Auszubildende, Burkan Ilhan, zusammen mit seinem Vater, seinen zwei Brüdern und seinem Cousin die Wohnung seines Vaters im Kölner Stadtteil Bocklemünd aus, weil sie renoviert werden soll. Als diese unten am „Kastenwagen“ stehen, hören sie Schreie und sehen, wie mehrere junge Männer (bis zu 7 Personen), mitten auf der Straße, auf einen Mann und dessen Vater einschlagen. Burkan rennt hin, versucht zu schlichten. „Ich habe geschrien, dass sie aufhören sollen“, sagt er und hat die Schläger mit seinen Brüdern und seinem Cousin weggedrückt, um Ruhe einkehren zu lassen. Nachdem die Schläger von Vater und Sohn abgelassen hatten, fingen beide Parteien an, sich verbal zu beleidigen. Daraufhin stürmten diese wieder auf den Mann zu und schlugen wieder auf ihn ein. Burkan und seine Familie gingen wieder dazwischen. Doch nun fingen die Schläger an, die „Streitschlichter“ zu beleidigen, da diese sich nicht hätten einmischen dürfen. Die jungen Männer gehen daraufhin weg, während sie die Familie von Burkan verbal beleidigen und Ihnen drohen, „Ihr werdet noch sehen“.
Die Familie geht wieder zurück zu dem „Kastenwagen“ und denkt, dass der Streit geschlichtet sei, da Vater und Sohn wieder zuhause waren und die Schläger fort. Mehrere unbeteiligte Personen standen gleichzeitig an den Wohnblockfenstern und sahen zu; eine Frau kam aus der ersten Etage und fragte, ob sie nicht die Polizei rufen solle. Burkan sagte, „Nein danke, der Streit ist geklärt. Sie können wieder in Ihre Wohnung gehen.“ Doch innerhalb weniger Minuten kamen die Schläger mit Eisenstangen, Messern, Teleskopstangen und einem Straßenpoller bewaffnet wieder. „Es war wie in einem Film. Zwischen 12 und 15 Personen kamen bewaffnet aus der dunklen Gasse“, so Burkan. Die Familie von Burkan und die Schläger standen Kopf an Kopf. Eine Flucht schien zu dem Zeitpunkt unmöglich. Während Burkan sagte, „Beruhigt euch“, bekam er plötzlich einen platzierten Faustschlag auf die linke Seite seines Gesichtes. Während ihm durch diesen Schlag schwindelig wurde, schlug ihm eine andere Person, diesmal mit einem 9 kg schweren Straßenpoller, auch auf die linke Seite seines Gesichtes. Burkan fiel daraufhin wie ein Lebloser rückwärts zu Boden. Die Schläger liefen, nach dem lauten Knall durch den Schlag, wieder in die Richtung aus der sie gekommen waren.
Fast wäre der junge Auszubildende an seinen schweren Kopfverletzungen gestorben, da aufgrund des Schlages seine linke Schädelhälfte komplett durchbrochen war. Burkhan Ilhan ist kurz nach dem Schlag aufgewacht und hat alles miterlebt; wie er blutüberströmt mit dem Krankenwagen in die Klinik eingeliefert wurde und am Ende im OP-Saal lag, während die Ärzte und OP-Schwestern alles vorbereiteten. Im OP-Saal bekam der Streitschlichter einen Anfall, ähnlich einem epileptischen Anfall, woraufhin er keine Luft mehr bekam. Burkan sagt, er hatte für diesen Schockmoment eine Nah-Tod-Erfahrung, die er so beschreibt: „Eine dunkle Höhle, wo am Ende des Tunnels helles Licht erscheint, welches mich anzieht; mein ganzes Leben läuft wie ein Film an mir vorbei.“ Im letzten Moment sorgte der Arzt dafür, dass er wieder Luft bekam. Die Ärzte versetzten ihn direkt in ein künstliches Koma. In der Kölner Uni-Klinik wurde er dann rund vier Stunden notopereriert und insgesamt für 14 Stunden ins Koma versetzt. Er lag eine Woche lang im Krankenhaus und wurde daraufhin entlassen. Doch drei Tage nachdem er die Klinik verlassen konnte, brach er erneut mit scheren Krämpfen zusammen und wurde wieder in die Klinik eingeliefert. Er erholte sich nur mäßig von den Verletzungen.
Zwei Monate später, im März, wird er vom Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters für seinen mutigen Einsatz mit dem „Kölner Orden“ geehrt. Roters lädt Burkan Ilhan in sein Amtszimmer zu einem Gespräch ein, um ihm Respekt zu zollen. Roters spricht von einer „Geste der Wertschätzung“ für den couragierten Streitschlichter und bezeichnet ihn als „Held von Köln“. Zudem war er auch beim „Kölner Treff“ eingeladen, wo er über die Tat sprach und besitzt eine eigene „Gefällt-mir-Seite“ bei Facebook, unter dem Namen „Zivilcourage Burkan Ilhan“, die seine Familie damals für ihn eingerichtet hat. Dem jungen Mann ist momentan äußerlich kaum noch etwas anzumerken. Die lange Narbe auf der linken Kopfseite wird fast schon wieder von den Haaren bedeckt. Allerdings hat er auf dem linken Auge nur noch 30 Prozent Sehkraft und ist auch psychisch noch sehr angegriffen. Mitte April begann er langsam wieder mit seiner Arbeit in einem Düsseldorfer Versicherungskonzern mit Niederlassung in Köln. Er ist seit dem Vorfall in psychologischer Behandlung.
Abgesehen von der Zivilcourage, ist der Streitschlichter zudem von seinem Versicherungskonzern als „Auszubildender des Jahres 2014“ geehrt worden, ist „Schülersprecher“ in seinem Berufskolleg und ist tätig als „Schiedsrichter“ im Fußballverband Rheinland. Groll hegt Burkan Ilhan nicht. Er sagt, er mache sich keine Vorwürfe, falsch gehandelt zu haben. Im Gegenteil: „Ich würde wieder so handeln und helfen, wenn jemand in Not ist“.
Der junge Mann, der Burkan Ilhan mit einem 9 kg schweren Straßenpoller ins Gesicht geschlagen hat, sitzt in Untersuchungshaft (Stand: Juni 2015). Die Anklage lautet: Versuchter Mord.
Hinweis: Unser Vorbild, Burkan Ilhan, hat diesen Artikel mit seinen eigenen Worten formuliert.
Im Namen der Stiftung vielen Dank für die authentische Schilderung!