Fin und Anthony
Auch nach Monaten erscheint es immer noch unfassbar: Dutzende Menschen schauten gleichgültig weg, als an einem Sommertag mitten in München mehrere Männer kollabierten und reglos auf dem Boden lagen. Nur Finn (rechts im Bild) und Anthony nicht, zwei Schüler, die zufällig vorbeikamen, den Ernst der Lage erkannten und einen Notruf absetzten. Damit retteten die beiden Jungen mindestens einem Menschen das Leben, und bekamen dafür von der Münchner Polizei ein dickes Lob: Finn und Anthony seien Vorbilder!
Die Jungen -Finn, jetzt 13 Jahre alt, und Anthony, inzwischen 14- hatten bei Freunden Karten gespielt und passierten auf dem Heimweg den Sendlinger-Tor-Platz, einen zentralen Ort in der Stadt mit einer kleinen Grünanlage. An einer Bank nahe dem Springbrunnen fielen ihnen ein paar Männer auf, die „nicht wirklich gesund aussahen“, wie Anthony sagt. Einige lagen auf dem Boden, einer war bewusstlos, zwei kaum ansprechbar. Die Männer hatten offenbar Alkohol und Drogen, eine Kräutermischung, konsumiert und waren in einem gesundheitlich gefährlichen Zustand. Finn und Anthony setzten sofort den Notruf 112 ab, während um sie herum Dutzende Menschen einfach weitergingen oder ihr Picknick in der Grünanlage fortsetzten. Erst als ein Großaufgebot an Polizei und anderen Rettungskräften kam, zückten viele Gaffer ihre Handys und machten Fotos. „Ich fand das erschreckend“, erinnert sich Finn.
Die beiden Jungen blieben bis Feuerwehr und Notarzt vor Ort waren. Anthony half noch, die Beine eines Mannes, der einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten hatte, zurecht zu legen. Dann konnte der Notarzt den 40-Jährigen reanimieren. Laut Feuerwehr mussten vier Menschen in Kliniken gebracht werden. Mindestens einem Menschen haben die zwei Jugendlichen das Leben gerettet, weil sie nicht weggeschaut haben. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte damals: „Gefühlt standen da 200 Leute, aber die Jungs waren die einzigen, die einen Notruf abgesetzt haben. Sie haben vorbildlich reagiert.“