Hannah B.
Einem Menschen in einer brenzligen Situation helfen und ihn nicht alleine lassen, einschreiten, wenn es in Alltagssituationen bedrohlich wird – ein echter Kraftakt für jeden Einzelnen. Aufmerksam sein, nicht wegschauen und handeln, das zeichnet unsere „Vorbilder für Zivilcourage“ aus. Auch Hannah B., eine Schülerin aus einem kleinen Ort nahe Landshut, gehört zu diesen Menschen mit Vorbildcharakter. Dabei ist es nicht eine konkrete Situation, in der sie eingeschritten ist. Die 16-Jährige sorgt vielmehr dafür, dass es gar nicht erst zu heiklen Zwischenfällen kommt und wenn doch, dann entschärft sie die Konflikte.
Ein zentraler Punkt in Hannahs Alltag ist die Schule, der Weg dorthin und zurück. Im Bus mit vielen Kindern, Jugendlichen und anderen Fahrgästen unterwegs zu sein, auf engem Raum, manche genervt, andere übermütig, einige verbal aggressiv – da kann sich schnell etwas hochschaukeln und eine Situation aus dem Ruder geraten. Dann sind in Landshut ehrenamtliche Schulbuslotsen zur Stelle, und Hannah ist einer von ihnen – und sie ist die Engagierteste: Also ein echtes „Vorbild für Zivilcourage“.
Das Schulbuslotsen-Projekt „cool2school“ gibt es seit 2008 und wird von der Freiwilligenagentur Landshut „fala“ durchgeführt. Unterstützt wird es u.a. von den Stadtwerken und der Polizeiinspektion Landshut. Sieben Schulen machen inzwischen mit, aktuell sind es 63 Lotsen ab 13 Jahren, die in zwei verpflichtenden Schulungen -u.a. in einem Zivilcourage-Kurs- auf ihre Tätigkeit vorbereitet wurden. Dabei lernen die Jugendlichen, wie sie in kritischen Situationen richtig reagieren.
Hannah ist seit September 2017 dabei und sorgt seither für ein friedliches Miteinander an den Haltestellen und im Bus. Sie ist auch in diesem Jahr die Helferin mit den meisten Einsätzen und bekam wieder die sogenannte „Sprinterprämie“, hatte also am schnellsten ihr Heft mit Tätigkeitsnachweisen voll. Hannah sei die fleißigste Schulbuslotsin, sagt anerkennend Projektleiterin Gabriele Maresch. Die 16-Jährige hatte nicht ein Heft gefüllt sondern gleich sieben. Ihr Einsatz wird aber im Sommer zu Ende sein, dann ist die Schulzeit vorüber, und Hannah macht sich auf in den Bayerischen Wald. Dort will sie in Zwiesel eine Ausbildung zur Glasmacherin absolvieren. Bescheiden wie sie ist, will sie es sicher nicht hören: Aber „Vorbilder für Zivilcourage“ wie Hannah bereichern und schützen überall den Alltag der Menschen – ganz unspektakulär.