Hüseyin Akdeniz
Den Namen Hüseyin Akdeniz kennen noch nicht viele in Fulda. Aber seine mutige Tat war im Herbst 2012 lang das Gesprächsthema in der Region: Er rettete eine Frau vor Schlägen und wurde dafür selbst schwer verletzt.
Für seinen Mut wurde der 30-Jährige von der Fuldaer SPD mit der Fuldaer Rose, ihrem Preis für besondere Zivilcourage, ausgezeichnet.
Es war Ende September 2012, die Nacht von Samstag auf Sonntag. Akdeniz ist mit einem Freund unterwegs. Sie sitzen im Auto an der Tankstelle in der Künzeller Straße, warten, wollen Akdeniz´ Schwägerin von der Nachtschicht abholen. Auf andere aufpassen, das hat Akdeniz gelernt. Er ist in Fulda mit neun Geschwistern aufgewachsen: „Bei uns ist es selbstverständlich, dass man sich um einander kümmert.“
Während der Fuldaer mit türkischem Pass im Auto wartet, blickt er auf die Gummiwerke, für die er seit 2007 arbeitet. Auf der Brücke fällt ihm ein Mann auf, der gestikuliert und dann auf seine Begleiterin einschlägt. „So brutal schlägt kein Boxer“, berichtet Akdeniz. „die kurze Strecke sind wir sofort mit dem Auto hin. Ich sprang heraus, sprach den Mann an, drückte ihn von seiner Partnerin weg.“
Der Mann hört auf zu schlagen. Die Frau bemerkt, dass ihr jemand hilft. Ihre unglaubliche Reaktion: Sie schreit ihren Retter an: „Halt Dich raus. Das ist mein Freund“, ruft sie. „Ich bin im falschen Film“, denkt Akdeniz. Mehr denkt er nicht mehr in dieser Nacht. Er sieht nur noch eine Faust, die ihn niederstreckt. Danach weiß er nichts mehr. Mit schwersten Kopfverletzungen kommt er auf die Intensivstation des Klinikums. Er liegt im Koma.
Für seinen Mut zahlt er einen hohen Preis. Bis heute hat er Kopfschmerzen und Sprachstörungen, kann sich nicht lange konzentrieren. Den Geruchs- und den Geschmackssinn hat er komplett verloren. Seit seinem Eingreifen ist er in Behandlung. Besonders tragisch: Zwei Monate nach dem Angriff auf ihn stirbt in der Türkei sein Vater. „Ich war verletzt, konnte ihn nicht besuchen und mich nicht mehr von ihm verabschieden“, beklagt Akdeniz. Ein Ende seiner Behandlung ist nicht abzusehen. Für die Ehrung durch die Fuldaer SPD unterbricht er seine Kur.
„In einer Sekunde ändert sich ein ganzes Leben“, bedauert Akdeniz die dramatischen Folgen seines Tuns, lässt aber keinen Zweifel daran, dass er noch einmal so handeln würde. „In einer solchen Situation wie damals würde jeder so handeln wie ich. Hätte ich nicht eingegriffen, wäre die Frau jetzt vielleicht tot.“
Die Ehrung ist ihm fast ein bisschen peinlich. Die Ehre habe nicht er verdient, sagt er, sondern die Unfallkasse und sein Arbeitgeber, der im die Treue hält …
„Sie haben ein Zeichen für Zivilcourage gesetzt“, lobt Fuldas SPD-Fraktionschef Bernhard Lindner bei der Ehrung.
Bild von li. nach re.: Edith Bing (Vertreterin von Bernhard Lindner), Hüseyin Akdeniz,
Landtags Vizepräsident Lothar Quanz und Bernhard Lindner vom SPD-Stadtverband Fulda (Quelle: osthessen-news.de)