Janine Kehl

Es geschah am 17. Januar, als Janine Kehl nach Schulschluss gegen 13.30 Uhr gemeinsam mit einer Freundin in die Stadtbahn der Linie 1 in Richtung Schildesche einstieg. An der Haltestelle Sudbrackstraße betrat ein geistig verwirrter Mann die Bahn. Er grölte und erwies sich als äußerst aggressiv.“Der Mann beleidigte auch meine Freundin“, berichtet Janine Kehl.

An der Endhaltestelle Schildesche wollte der Mann aussteigen, doch eine gehbehinderte 68-Jährige mit Krücken stand im Ausgangsbereich. „Der Mann hat die Frau zunächst angeschrien, dann am Nacken gepackt und nicht mehr losgelassen.“ Während alle anderen Fahrgäste teilnahmslos blieben, nahm sich Janine Kehl ein Herz. „Mir ist der Kragen geplatzt. Ich habe den Mann angeschrien und ihn aufgefordert, die Frau sofort loszulassen“, erinnert sie sich. Das mutige Auftreten der Schülerin war wirkungsvoll: Der geistig Verwirrte ließ von der Frau ab, suchte das Weite und wurde später von der Polizei gefasst.

Janines Eltern Volker und Gabi Kehl sind stolz auf das Verhalten ihrer Tochter, aber sagen auch: „Eigentlich ist es selbstverständlich, so zu handeln. Es ist traurig, das ein 1,58m großes Mädchen eingreifen muss, während andere Erwachsene wegschauen.“

Zivilcourage und Verantwortung sind Janine Kehl wichtig. Die Jahrgangssprecherin der elften Klasse im Helmholtz-Gymnasium war in ihrer Realschulzeit schon als Busbegleiterin aktiv. „Da habe ich gelernt, wie man Konflikte löst.“

Dass mehr Menschen Zivilcourage zeigen, wünscht sich auch die Gesellschaft Eintracht. Sie vergibt jährlich den „Preis für Bürgersinn“ an Institutionen oder Menschen, die sich durch ihr Handeln zum Wohl der Allgemeinheit verdient gemacht haben. Bei der Preisverleihung im Brackweder Hof darf sich Janine Kehl auch über ein Preisgeld von 750 Euro freuen.