Nina Bäumler, Bilal Hasan, Aferdita Gau, Olaf Klingler und Daniel Rapp

Ravensburg im Herbst 2018: Immer noch ist es warm, viele Menschen sind an diesem Nachmittag in der Stadt unweit des Bodensees unterwegs, sitzen in Cafés oder bummeln durch die Innenstadt. Es ist kurz nach 16 Uhr, als auf dem Marienplatz Schreie zu hören sind und Panik ausbricht. Ein junger Mann rennt mit einem großen Messer herum und brüllt Unverständliches.

Olaf Klingler, ein 52-Jähriger aus Hessen, der in der Region Urlaub macht, sitzt vor einem Gasthof am Marienplatz und sieht den Mann, der mit dem Messer auf ihn zuläuft. Andere Gäste sind wie versteinert, Klingler aber springt auf, greift sich einen Stuhl und will den Angreifer aufhalten. Doch der ist wie von Sinnen und sticht zu. Der Tourist wird schwer durch Messerstiche in den Arm und Rücken verletzt.

Wenige Augenblicke vor Olaf Klinglers Eingreifen hatte der mutmaßlich psychisch kranke 21-Jährige auf zwei Männer eingestochen, die an der Bushaltestelle am Marienplatz warteten. Auch diese beiden erleiden schwere Verletzungen. Wahrscheinlich hat einer der beiden nur deshalb überlebt, weil sich Aferdita Gau und Bilal Hasan entschieden vor das Opfer stellten und so weitere Attacken verhinderten. Die junge Frau war dem bewaffneten Angreifer mit erhobenen Händen entgegengetreten. Gau und Hasan kümmerten sich sofort um das stark blutende Opfer. Der andere Schwerverletzte rannte unter Schock und ebenfalls stark blutend in Richtung Frauentor. Die 16-jährige Nina Bäumler reagierte umgehend, betreute den Mann, beruhigte ihn und holte Hilfe. Eine chaotische Szenerie.

Es ist schließlich Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp, der dem Chaos ein Ende bereitet.  Er kommt zufällig aus Richtung eines Cafés, Menschen rufen ihm etwas zu und rennen weg. Plötzlich steht Rapp dem Angreifer direkt und allein gegenüber, er sieht das blutverschmierte Messer, wird von dem Mann bedroht. „Ich habe ihm gesagt, er soll sofort das Messer fallen lassen. Das hat er dann getan“, schildert Rapp die dramatische Situation. Inzwischen sind die Einsatzkräfte alarmiert, und kurze Zeit später kommt der erste Polizist. Er legt dem Angreifer Handschellen an, Rapp bedient derweil das Funkgerät. Die unmittelbare Gefahr ist gebannt, weil Daniel Rapp ebenso besonnen wie unerschrocken eingeschritten ist. Dass er Oberbürgermeister von Ravensburg ist, spielt eigentlich keine entscheidende Rolle. Er selbst sagt zwar, man sei „immer auch ein wenig Amtsträger“. Doch der badenwürttembergische Landesvorsitzende vom „Weißen Ring“ -der Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer und ihrer Familien- Erwin Hetger sagte bei einer Feierstunde ganz zutreffend: „Als Amtsträger kann man aber nur so handeln, wenn man als Mensch auch so gepolt ist.“

(Foto v.l.n.r.: Bäumler, Hasan, Gau, Klingler, Rapp)

Wir bedanken uns bei Elke Obser (Schwäbische Zeitung Ravensburg) und der Stadt Ravensburg für die honorarfreie Überlassung der Fotos.